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Disco-Fahrradtunnel

Disco-Fahrradtunnel für Doetinchem

Die Deutschen und die Holländer – das war schon immer eine schwierige Beziehung. Von der Mentalität her sind sich beide ähnlich – aber das steigert die Rivalität eher noch. Beim Fußball haben die Deutschen oft die Oberhand behalten, aber in einem Punkt können sie den Niederländern nicht das Wasser reichen: beim Radfahren. Der Drahtesel ist in Holland quasi Teil der DNA. Vom Premierminister über den Manager bis zum Arbeiter und Studenten – zwischen Den Haag und Arnheim schwingt man sich jeden Morgen aufs Rad, egal ob‘s regnet oder stürmt. Nirgends auf der Welt sind Radnutzung und Radwegedichte höher.

Die grenznahe Gemeinde Doetinchem in der Provinz Gelderland ist seit Dezember 2013 um eine besondere Attraktion für Radfahrer reicher.

Zur Steigerung der Attraktivität des Radwegnetzes projektierte die Stadt Doetinchem im Jahre 2013 einen innerstädtischen Tunnel für Radfahrer unter einer vielbefahrenen Hauptstraße. Um die notwendigen Strassensperrungen und die daraus resultierenden Verkehrsbehinderungen zu minimieren entschieden sich die Planer für eine Fertigteillösung aus dem Hause Kleihues.

Trapezförmige Geometrie

Das Besondere daran: Aufgrund der trapezförmigen Geometrie sowie der großen lichten Abmessungen (750 x 275 cm im lichten) des Tunnelprofiles werden die Fertigteile mittels Mörtelfuge und vollständiger Vorspannung abgedichtet. Hierbei werden in Decke und Sohle der Fertigteile Hüllrohre eingebaut durch welche nach dem Verlegen Vorspannlitzen gefädelt werden. Diese werden dann mit einer definierten Vorspannung versehen und anschließen verpresst.

Unempfindlich gegen Setzungen und schwankende Grundwasserstände

Der Vorteil dieser in den Niederlanden sehr verbreiteten Bauweise erklärt sich wie folgt: Oft habt man es in unserem Nachbarland aufgrund der Sandböden mit weniger tragfähigem Baugrund zu tun. Durch die Vorspannung der Fertigteile wirkt der gesamte Tunnel jedoch wie ein Balken auf elastischer Bettung und ist deutlich unempfindlicher gegen Setzungen und schwankende Grundwasserstände. In Deutschland ist diese Bauweise vor allem bei Tunneln unter Bahngleisen bekannt. Hierbei werden die Fugen mittels Epoxidharzmörtel verklebt und anschließend verspannt. Die bis zu 50 to schweren Tunnelteile wurden durch das Kleihues Montageteam innerhalb kürzester Zeit versetzt. Mit mehr als 30 Schwertransportern wurden die Fertigteile zuvor zur Baustelle transportiert. Anschließend wurden die Ein- und Ausfahrrampen ebenfalls in Fertigteilen gebaut.

Disco-Ambiente durch Lichtdesign

Für das Innere des Tunnels haben sich Architekt und Bauherr etwas ganz besonderes einfallen lassen: Es ist ein HIP Ambiente Lichtdesign. Die Farben der Beleuchtung können hierbei verändert werden. “Wir können zum Beispiel bei einem Spiel der Nationalmannschaft den Tunnel orange ausleuchten oder Samstags abends eine Disco-Beleuchtung entfachen“, so eine Sprecherin der Gemeinde.Nach Fertigstellung des Tunnels im Dezember 2013 bedankte sich die Gemeinde Doetinchem via Facebook beim Hersteller der Fertigteile ausdrücklich für Fachmannschaft, Einsatz und Qualität der Bauausführung. In den niederländischen Medien lautete zeitgleich eine Pressemeldung: „Der Discotunnel ist eröffnet“.